Bei insgesamt 22 Spaziergängen haben die Mobilitätsplaner*innen Ideen vorgestellt, wie der Verkehr in 25 Kiezen im Berliner Bezirk Mitte neu organisiert werden könnte. Dabei war das Beteiligungsteam mit insgesamt über 700 Anwohnenden und Interessierten im Gespräch darüber, welche Maßnahmen sie sich für ihre Nachbarschaften gut vorstellen können und welche nicht. Bei den Spaziergängen wurden zudem Fragen zum Thema Kiezblocks beantwortet.
Herzlichen Dank für den anregenden Austausch und die vielen wertvollen Hinweise an alle, die sich die Zeit genommen haben und dabei waren!
Zum Bergfest hatten wir hier bereits über die Kiezspaziergänge berichtet und Eindrücke aus 11 Kiezen geteilt. Was auf den Spaziergängen durch die restlichen 14 Kieze diskutiert wurde, fassen wir in diesem Beitrag kompakt zusammen. Die detaillierte Dokumentation wird nach Abschluss der Beteiligung veröffentlicht.
Gartenstraßenkiez
Im Gartenstraßenkiez sind rund 30 Personen zum Spaziergang gekommen. Neben Anwohnenden waren auch Vertreter*innen der BVV und aus dem Abgeordnetenhaus dabei. Nachdem am Startpunkt viel über Kiezblocks im Allgemeinen diskutiert wurde, tauschten die Teilnehmenden Erfahrungen mit den bereits im Kiez umgesetzten Maßnahmen aus. Kritisiert wurde insbesondere, dass die temporäre Sommerstraße in der Ackerstraße nicht gut durchdacht und ohne Beteiligung der Anwohnenden umgesetzt wurde. Außerdem wünschen sich die Teilnehmenden eine ganzheitliche Betrachtung des Kiezes, da derzeit aufgrund der Maßnahmen in der Gartenstraße der Durchgangsverkehr in Nachbarstraßen ausweicht. Im Zuge des weiteren Spaziergangs waren sich alle Anwohnenden einig: Es braucht Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und -verlangsamung. Welche die passenden sind, wurde intensiv diskutiert. Einige Teilnehmende merkten an, dass die Akzeptanz von Pollern möglicherweise geringer ist als die von anderen Maßnahmen, und schlugen vor, auf gegenläufige Einbahnstraßen, Fahrbahnverengungen und Verschwenkungen zurückzugreifen.
Auguststraßenkiez
Am Kiezspaziergang Auguststraßenkiez haben circa 50 Personen teilgenommen. Neben Anwohnenden waren auch Vertreter*innen der BVV und aus dem Abgeordnetenhaus und mehrere Bürger*inneninitiativen sowie Vertreter*innen von Changing Cities dabei. Durch das Urteil des Oberverwaltungsgerichts zum Modalfilter Tucholskystraße war die Stimmung zwischen Befürwortenden und Gegner*innen angespannt. Trotz genereller Kritik an z. B. Pollerreihen, sprach sich die Mehrheit der Teilnehmenden für Verkehrsberuhigung im Kiez aus durch andere Maßnahmen wie beispielsweise Einbahnstraßenregelungen oder Fahrbahnverschwenkungen. Ein großes Problem im Kiez sei der Rückstau aus den überlasteten Hauptstraßen. Einige Teilnehmende äußerten die Sorge vor Verkehrsverlagerungen innerhalb des Kiezes. Viele Teilnehmende wünschten sich eine umfassende Planung, welche die Hauptstraßen miteinbezieht.
Scheunenviertel und Rosa-Luxemburg-Platz
Für diesen Spaziergang standen gleich zwei Kieze auf dem Programm: Das Scheunenviertel und der Kiez rund um den Rosa-Luxemburg-Platz – beides Kieze, in denen schon verschiedene Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und -lenkung umgesetzt sind. Rund 35 Personen aus den Nachbarschaften haben teilgenommen und zahlreiche Hinweise eingebracht. Allgemein wurde angemerkt, dass die geltenden Regelungen durch die Vielzahl an Schildern unübersichtlich sind und sich vor allem Fahrradfahrende nicht an Regelungen halten. Intensiv diskutiert wurde die für alle Verkehrsteilnehmenden unübersichtliche Situation rund um den nördlichen Ausgang der U-Bahnstation Rosa-Luxemburg-Platz, wo aus Sicht der Teilnehmenden die Umsetzung einer sicheren Kreuzung oder einer Mittelinsel dringend notwendig ist. In der Mulackstraße, die als Einbahnstraße von Radfahrenden in beide Richtungen befahren werden kann, kommt es oft zu gefährlichen Situationen. Dort wünschten sich viele Teilnehmende eine Verlangsamung des Verkehrs, zum Beispiel durch Fahrbahnverschwenkungen.


Dircksenstraße
Mit einer Gruppe von ca. 12 Personen waren wir im Kiez Dircksenstraße direkt neben dem Alexanderplatz unterwegs. Die Teilnehmenden erzählten, dass es oft gefährliche Situationen als zu Fußgänger*in und Fahrradfahrer*in mit Autos gibt, die die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht einhalten. Auch ist an einigen Kreuzungen die Verkehrsregelung nicht eindeutig und/oder wird missachtet. Durch die vielen Fahrradfahrer*innen fühlen sich auch Fußgänger*innen teilweise nicht sicher und wünschen sich hier klarere Regeln und Möglichkeiten sicher unterwegs zu sein.
Gendarmenmarkt und Krausenstraße
Rund 25 Personen nahmen am Spaziergang durch die beiden Kieze Gendarmenmarkt und Krausenstraße teil. Ebenso war jeweils ein Vertreter von Changing Cities e.V. und der IG Leipziger Straße anwesend. Die Erweiterung der Platzsituation auf dem Hausvogteiplatz wurde unterschiedlich aufgenommen. Wichtig ist den Anwohnenden eine zusätzliche Aufwertung des Platzes zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität. Ein großes Anliegen war die Gewährleistung von Sicheren Kreuzungen vor Kitas und Schulen und eine Verstärkung der vorgesehenen Maßnahmen, durch bspw. Schwellen zusätzlich zu sicheren Kreuzungen. Außerdem wurde der Wunsch nach mehr Fahrradständern geäußert und konkrete Standortvorschläge gemacht. Die Charlottenstraße mit ihren Kreuzungen wird durch die Anwohnenden als besonders hoch frequentiert und unsicher für Radfahrende und Zufußgehende wahrgenommen – hier werden sich weitere Maßnahmen zur Verlangsamung des KFZ-Verkehrs gewünscht.

Flottwellkiez
Mit ca. 22 Personen sind wir im Flottwellkiez mit unserem ausgestatteten Lastenrad unterwegs gewesen. Teilnehmende aus der Nachbarschaft erläuterten, dass vor allem viel Durchgangsverkehr ist, wenn die Potsdamer Straße gesperrt oder blockiert ist. Neben einigen Hinweisen, wie der Kiez durchfahren wird und wo sich Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen in die Quere kommen, wurde auch die Idee, die Flottwellstraße als Fahrradstraße auszuschildern, um eine parallele Route zum Gleisdreieck Park zu haben, eingebracht.

Beusselkiez Nord
Im Beusselkiez Nord wird der motorisierte Verkehr bereits durch verkehrsberuhigte Bereiche und Moabiter Kissen in mehreren Straßen verlangsamt. Beim Kiezspaziergang, an dem etwa 15 Personen teilnahmen, wurde jedoch klar: An die geltenden Regeln halten sich viele Verkehrsteilnehmende nicht. Insbesondere an der Kreuzung Rostocker Straße/Wittstocker Straße wird wild geparkt und Geschwindigkeitsüberschreitungen werden beobachtet, einige Teilnehmende schilderten gefährliche Situationen insbesondere für Fahrradfahrende, die daher und auch aufgrund des Kopfsteinpflasters zumeist auf die Gehwege ausweichen. Teilnehmende befürchteten durch die vorgeschlagenen Maßnahmen in der Berlichingenstraße eine Verstärkung der Problematik in diesen Straßen. Sie wünschten sich zudem ergänzende Fahrrad- und E-Scooter-Abstellflächen und verwiesen auf Fahrradleichen und Sperrmüll, die die Barrierefreiheit der Gehwege beeinträchtigen.
Moabit West und Ottopark
An dem Spaziergang durch die beiden Kieze Moabit West und Ottopark nahmen, trotz strömendem Regen, rund 60 Personen teil. Ein großes Thema war, dass es durch regelmäßige Missachtung der Geschwindigkeitsbegrenzungen zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr kommt. Viele Kreuzungen, z. B. der Ecke Wiclefstraße/Waldstraße, wurden durch im Kreuzungsbereich und auf Gehwegen parkende Autos als unübersichtlich und daher, vor allem für Kinder, gefährlich eingeschätzt. Die Menschen vor Ort wünschen sich dort sichere Kreuzungen, speziell vor den Spielplätzen und den Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen. Fahrradfahrende müssen im ganzen Kiez oft auf den Gehweg ausweichen, weil das Kopfsteinpflaster schlecht befahrbar ist und sie sich durch den starken Kfz-Verkehr nicht sicher fühlen. Die vorgeschlagene Verkehrsberuhigung der Ottostraße fand Zustimmung, wurde aber unter den Gesichtspunkten des Lieferverkehrs, der verkehrlichen Überlastung der Gotzkowskystraße und der zu fahrenden Umwege auch kritisch gesehen.

Stephankiez
Beim Spaziergang im Stephankiez waren circa 30 Personen anwesend. Generell wurde der Entwurf positiv aufgenommen. Wie schon bei vergangenen Spaziergängen wurde angemerkt, dass sich Verkehrsteilnehmende nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen oder andere Beschilderungen (in einigen Teilen des Kiezes ist eigentlich ein verkehrsberuhigter Bereich) halten. Daher wurden Maßnahmen gewünscht, die stärker wirken, wie beispielsweise Fahrbahnverschwenkungen. Ein weiteres wichtiges Thema war die Steigerung der Aufenthaltsqualität an Orten, an denen sich bereits Menschen aufhalten, wie der Stephanplatz. So könnte auch hier eine Schulzone sinnvoll sein. Entsiegelungs-, Beleuchtungs- und Begrünungsmaßnahmen an dem Aufgang zur Pulitzbrücke wurden ebenfalls begrüßt. Bei Überlegungen zu Kiezblock sollten es vermieden werden, dass es zu große Umwege für den Kfz-Verkehr gibt.
Wilsnacker Straße
Beim Kiezspaziergang in der Wilsnacker Straße haben circa 20 Personen teilgenommen, neben Anwohnenden auch Abgeordnete aus Moabit. Grundsätzlich sahen die meisten Teilnehmenden große Bedarfe an Verkehrsberuhigungsmaßnahmen vor allem in schwer einsehbaren Kreuzungsbereichen wie zum Beispiel an der Wilsnacker Straße/Birkenstraße. Hier wurde kritisiert, dass zwar eine sichere Kreuzung umgesetzt wurde aber die Sicherheit erst besteht, wenn wichtige Kreuzungsbereiche durch bauliche Maßnahmen gesichert werden. Zudem gibt es durch die Anwohnenden Bedarfe nach mehr Radabstellmöglichkeiten und Aufenthaltsbereichen im öffentlichen Raum. Aktuell sind die Hauptproblematiken im Kiez, dass bestehende Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht eingehalten werden und in Kreuzungsbereichen wildgeparkt wird. Die bestehenden Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, insbesondere Moabiter Kissen, wurden positiv bewertet.
Lehrter Straße
Auf dem Spaziergang durch den Kiez Lehrter Straße waren rund 25 Personen dabei, um Maßnahmen für ihren Kiez zu diskutieren. Im Fokus der Gespräche stand insbesondere die Lehrter Straße, die Berichten von Anwohnenden zufolge von vielen Autofahrenden als Abkürzung in Alternative zur Heidestraße genutzt wird. Durch den starken Durchgangsverkehr und wahrgenommenen Geschwindigkeitsüberschreitungen geht von der Lehrter Straße eine Barrierewirkung aus, insbesondere für Kinder. Teilnehmende wünschten sich neben sicheren Querungsmöglichkeiten wie z. B. einer Verstetigung der derzeit temporär aufgestellten Ampelanlagen auch Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und -verlangsamung. Diskutiert wurden unter anderem eine Aufpflasterung zwischen dem Platz der Nachbarschaft und dem Fritz-Schloß-Park und die Einrichtung einer Anliegerstraße. Da die Lehrter Straße auch durch Busse der BVG befahren wird, ergeben sich besondere Anforderungen, die von zwei Mitarbeiter:innen der BVG eingebracht wurden.

Falls du den Spaziergang durch deinen Kiez verpasst hast, musst du dich nicht ärgern: Deine Hinweise zum Kiezblock-Entwurf für deine Nachbarschaft kannst du ab heute auch online einbringen. Wie das geht, erfährst du unter Mitmachen.