Wie wurden die 28 Kiezblocks ausgewählt, zu denen ich mich beteiligen kann?

Eine rosa Karte von Mitte mit einer schwarzen Lupe. Die Karte ist in die Teile "Moabit", "Wedding", "Gesundbrunnen" und "Zentrum" unterteilt. Oberhalb von der Bezirkskarte befindet sich eine Pollerreihe.

Das Bezirksamt Berlin Mitte untersucht sowohl den Bedarf nach Verkehrsberuhigung als auch die Umsetzbarkeit, ob durch die Reduktion des Kfz-Durchgangsverkehrs sichere, ruhige und lebenswerte Quartiere geschaffen werden können. Nun wurden 28 Kieze vorausgewählt, zu denen eine Online-Beteiligung stattfindet und Verkehrszählungen durchgeführt werden.

Warum braucht es eine Priorisierung?

Da die finanziellen Mittel und personellen Ressourcen begrenzt sind, ist es wichtig, die Kieze mit dem größten Verbesserungspotenzial und der höchsten Wahrscheinlichkeit der Umsetzbarkeit gezielt auszuwählen. Der Index hilft dabei, eine transparente, objektiv-messbare und nachvollziehbare Rangfolge der Potenziale in den Kiezen zu erstellen.

Wie kam es zur Auswahl genau dieser 28 Kieze?

Das Bezirksamt nimmt jeden Kiez genau unter die Lupe. Dazu wurde in einem ersten Schritt der gesamte Bezirk Mitte in einzelne Kieze unterteilt. Die Grenzen der Kieze bilden die Hauptverkehrsstraßen, da diese dem Verkehr durch die Stadt hindurch dienen, und die größeren Gewässer (der Landwehrkanal, die Spree und der Spandauer Schifffahrtskanal). Kiezblocks können nur zwischen Hauptverkehrsstraßen entstehen, da der Bezirk nur für die Nebenstraßen zuständig ist und demnach nur dort Maßnahmen anordnen kann.

So wurden über 130 mögliche Kieze in Mitte definiert, aber nicht jeder theoretische Kiez eignet sich als Kiezblock. Ein Grund kann sein, dass gar kein Durchgangsverkehr möglich ist. Des Weiteren ist die Notwendigkeit für Maßnahmen in den Kiezen unterschiedlich hoch. Daher wurde ein wissenschaftlich fundierter Kiezblockindex entwickelt, mit dem die Priorität der Kieze berechnet wird. Dieser Index bewertet die definierten Kieze anhand mehrerer Faktoren, die als aktuelle und valide sowie automatisch auswertbare Daten zur Verfügung stehen. Als Ergebnis entsteht eine Priorisierungsliste der Kieze.

Welche Faktoren fließen in die Bewertung ein?

Insgesamt wurden 16 Indikatoren ausgewählt, zu denen im Berliner Bezirk Mitte ausreichend Datengrundlagen bestehen, um flächenhafte Bewertungen aller Kieze vorzunehmen. Die Indikatoren werden dabei den festgelegten Zielen des Bezirks zugeordnet und unterschiedlich stark gewichtet:

Versorgungsstrukturen und Mobilitätsangebote

  • Subjektiver Durchgangsverkehr: Kieze, in denen viel Kfz-Durchgangsverkehr gemeldet wurden, werden etwas priorisiert, da hier eine Verkehrsberuhigung besonders gewollt ist.
  • ÖPNV-Erschließung: Kieze mit guter Anbindung an Busse und Bahnen eignen sich besonders, da die Mobilitätsalternativen zum Auto bereits besonders bequem nutzbar sind. Daher werden dieser Kieze priorisiert.
  • Shared Mobility: Die Verfügbarkeit von Angeboten des Fahrrad- und E-Scooter-Sharings erleichtert die Nutzung nachhaltiger und alternativer Verkehrsmittel zum Auto. Daher werden Kieze mit einer hohen Verfügbarkeit dieser Angebote etwas priorisiert.
  • Versorgungsgrad: Die fußläufige Erreichbarkeit von Orten des kurzfristigen Bedarfs wie Supermärkte und Apotheken reduziert die Notwendigkeit von Autofahrten. Kieze mit einem hohen Versorgungsgrad werden priorisiert.
  • Soziale Einrichtungen: Schulen, Kitas und Pflegeheime sind Zielorte von Menschen mit spezifischen Mobilitätsbedarfen, die vor allem sichere Verkehrsbedingungen benötigen. Je mehr dieser Einrichtungen in einem Kiez vorhanden sind, desto stärker wird der Kiez priorisiert.

Gesundheitsschutz

  • Lärmbelastung: Kieze mit hoher Lärmbelastung werden etwas priorisiert, da eine Kfz-Verkehrsberuhigung zur Lärmreduktion beiträgt.
  • Luftschadstoffbelastung: Hohe NOX-Werte (Stickstoffoxide), die durch Autoabgase entstehen, sind gesundheitsschädlich. Kieze mit einer höheren Belastung werden daher etwas priorisiert.
  • Grünversorgung: Kieze mit wenig Erholungsflächen profitieren besonders von mehr Aufenthaltsqualität und Entsiegelungsmaßnahmen im Straßenraum. Diese Kieze werden daher priorisiert.
  • Thermische Belastung: Starke Hitzebelastung in versiegelten Straßenräumen in den Sommermonaten kann durch Begrünung und entstehende Luftbewegung gemildert werden. Auch diese Kieze werden daher priorisiert.
  • Soziale Benachteiligung: Kieze mit sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen sollten vor Mehrfachbelastungen durch den Kfz-Verkehr besonders geschützt werden, daher werden diese Kieze besonders priorisiert.

Verkehrssicherheit

  • Unfalldaten: In Kiezen mit einer hohen Unfallhäufigkeit oder schweren Unfällen profitieren besonders von verkehrsberuhigenden Maßnahmen. Je mehr und schwerwiegende Unfälle stattfinden, besonders in den Nebenstraßen, desto stärker werden die Kieze priorisiert.

Umsetzbarkeit

  • Kfz-Erreichbarkeit wichtiger Standorte: Kieze mit wichtigen Einrichtungen wie Kranken-häusern, Polizei oder Feuerwehr mitten im Kiez sind besonders sensibel hinsichtlich der Kfz-Erreichbarkeit, sodass solche Kieze nicht priorisiert werden.
  • Wohnnutzung: Kieze mit hohem Wohnanteil werden priorisiert, da hier die Verkehrsberuhigung besonders vielen Anwohnenden zugutekommt.
  • Fahrradstraßen & Radnetz: Wenn bereits Fahrradstraßen vorhanden oder zukünftig zur Umsetzung des Radnetzes geplant sind, findet bereits eine Kfz-Verkehrsberuhigung statt, die den Kfz-Durchgangsverkehr verhindert. Daher werden diese Kieze priorisiert.
  • Fördergebiete: Wenn ein Kiez in einem Gebiet eines Förderprogramms liegt, erleichtert das die Finanzierung der Maßnahmen im öffentlichen Straßenraum für das Bezirksamt. Daher werden solche Kieze priorisiert.
  • Akzeptanz: Lokal bestehende politische Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) oder bürgerliche Initiativen fördern die demokratisch geforderte Umsetzung von Kiezblocks, daher werden Kieze mit unterstützenden BVV-Beschlüssen oder Initiativen priorisiert.

Wie wird der Index berechnet?

Jeder Kiez erhält für jeden Indikator eine Punktzahl zwischen 0 und 1. Diese Punktzahlen werden je nach ihrer Relevanz für die Zielsetzung unterschiedlich gewichtet und zu einem Gesamtwert zusammengeführt. Die Gewichtung der Ziele und Indikatoren wurde in einem Workshop mit dem Bezirksamt durchgeführt, um eine Gesamtbewertung in Form des Indexes zu ermöglichen. Die Kieze mit den höchsten Werten haben die beste Eignung für eine Verkehrsberuhigung und werden priorisiert. Da einige Daten mit hohem Erhebungsaufwand verbunden sind (z. B. Verkehrszählungen), werden zusätzliche Untersuchungen erst bei den am besten bewerteten Kiezen durchgeführt. In einem nächsten Schritt erfolgen Beteiligungsverfahren, um die Planungen mit den Hinweisen der Menschen in den Kiezen zu gestalten.

Welches Ergebnis hatte die Priorisierungsmethodik?

Der Kiezblockindex ist eine Methode zur Priorisierung von Quartieren nach transparenten und quantifizierbaren, also vergleichbaren Daten. Die Kombination aus Umwelt- und Verkehrsdaten sowie aus der Berücksichtigung politischer Beschlüsse und des Engagements von Bürger*innen stellt sicher, dass die Maßnahmen dort geplant werden, wo sie den größten positiven Effekt auf die Lebensqualität haben und wo die Umsetzung möglich ist. Die Analyse ergab eine Rangfolge der Kieze, in denen Kiezblocks am dringendsten bedürftig sind und die am besten geeignet für eine Umsetzung sind. Einige Kieze befinden sich bereits in der Planung, Umsetzung oder wurden bereits umgesetzt, wie zum Beispiel der Bellermannkiez. Diese wurden im Vorfeld bereits ausreichend untersucht und werden im Rahmen dieses Vorhabens nicht weiter betrachtet. Die Berechnungen ergaben, dass – neben dem Sprengel-, Bellermann- und Brüsseler Kiez, die bereits umgesetzt wurden – als nächstes der Malplaquet- und Auguststraßenkiez sowie der Böttgerblock die höchste Eignung aufweist. Alle drei Kieze sind beispielsweise vom Durchgangsverkehr betroffen, weisen eine hohe thermische Belastung auf und sind Orte zahlreicher Verkehrsunfälle.

Wie geht es jetzt weiter?

Aus allen definierten Kiezen von Mitte wurden die 28 mit dem größten Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität durch Kfz-Verkehrsberuhigung für die weitere Bearbeitung ausgewählt:

  • Gesundbrunnnen: Böttgerblock, Brunnenstraße Ost, Brunnenstraße West, Gesundbrunnen, Grenzstraße, Soldiner Kiez Ost, Soldiner Kiez West, Uferstraßenkiez
  • Mitte: Arkonaplatz, Augustraßenkiez, Dircksenstraße, Gartenstraßenkiez, Gendarmenmarkt, Karl-Marx-Allee Nord, Karl-Marx-Allee Süd, Krausenstraße, Rosa-Luxemburg-Platz, Scheunenviertel
  • Moabit: Beusselkiez Nord, Lehrter Straße, Moabit West, Ottopark, Stephankiez, Wilsnacker Straße
  • Tiergarten: Flottwellkiez
  • Wedding: Kameruner Straße, Malplaquetkiez, Schillerpark Süd

Bis zum 7. April 2025 können sich alle in einer ersten Online-Beteiligung einbringen.

Die Ergebnisse dieser Online-Beteiligung und erstmalig durchgeführte Verkehrserhebungen in den Nebenstraßen zum Durchgangsverkehr fließen in die weitere Abwägung ein, für welche Kieze in der nächsten Runde Kiezblockentwürfe erstellt werden. Zu diesen Entwürfen werden in einer weiteren Beteiligungsphase Vor-Ort-Spaziergänge und eine zweite Online-Beteiligung stattfinden. Mit den Rückmeldungen werden diese Kieze nochmals auf circa zwölf Kiezblocks reduziert, die ab 2026 umgesetzt werden können.


Unter „Fragen & Antworten“ findest du mehr Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Halte dich hier auf dem Laufenden, um keine Termine oder Neuigkeiten zu verpassen. Gemeinsam gestalten wir die Kiezblocks für Mitte!